Inhaltsangabe "Die Physiker" von Friedrich Dürrenmatt
In seiner Tragik-Komödie "Die Physiker" wies der Schweizer Friedrich Dürrenmatt schon vor über 40 Jahren darauf hin, dass die uneingeschränkte Forschung auch ihre Gefahren birgt. Die gesamte Handlung, bestehend aus 2 Akten, spielt in einem Sanatorium oder besser gesagt Irrenhaus für gesellschaftlich besser gestellte Menschen, die verschiedenen Insassen bzw. das Personal stellen die damaligen Machtblöcke der Welt dar.
Kurzcharakterisierung der wichtigsten Personen:
Johann Wilhelm Möbius: Ein Physiker, der eine große Entdeckung gemacht hat, weshalb er sich verrückt stellt und ins Irrenhaus geht, um die Menschheit nicht zu gefährden. Allerdings wird er von verschiedenen Mächten ausspioniert...
Herbert Georg Beutler, genannt Newton, eigentlich Alec Jasper Kilton: Er ist ein weiterer der drei Physiker, die noch im alten Gebäude des Sanatoriums betreut werden. Später stellt sich heraus, dass er nicht verrückt, sondern ein Agent ist.
Ernst Heinrich Ernesti, genannt Einstein, eigentlich Joseph Eisler: Der dritte der drei angeblich "verrückten" Physiker. Auch er ist eigentlich Agent und repräsentiert den zweiten großen Machtblock jener Zeit.
Fräulein Doktor Mathilde von Zahnd: Die Irrenärztin und Besitzerin des Sanatoriums, das letzte Mitglied einer alten Adelsdynastie von Irrenärzten. Sie wird im Laufe des Stückes immer verrückter und stellt die ungeordnete, unüberschaubare dritte Macht dar. Am Ende stellt sich heraus, dass sie die einzige tatsächlich geisteskranke Person im Haus ist.
Das Stück beginnt damit, dass Inspektor Voss ins Sanatorium kommt, um die Umstände des Todes einer Krankenschwester zu klären. Sie ist von Einstein, für den sie zuständig gewesen ist, erdrosselt worden. Da dieser allerdings für verrückt gehalten wird, zieht man ihn nicht zur Rechenschaft. Bereits drei Monate zuvor hat Newton seine Pflegerin auf ähnliche Weise getötet, auch er ist aufgrund seiner angenommenen Verrücktheit vom Gesetz verschont geblieben. Gemeinsam ist beiden, dass sie ihre Krankenschwester geliebt haben.
Nun passiert das zu Erwartende: Auch der Physiker Möbius, dessen eigentliche Frau inzwischen einen Missionar geheiratet hat und weggefahren ist, beginnt seine Krankenschwester Monika zu lieben. Schließlich wird auch sie erdrosselt aufgefunden. Möbius redet sich wie üblich auf den König Salomon heraus, der ihm angeblich erscheine, ihm Anweisungen erteile und so zu seiner Genialität verhelfe. Doch diese Verrücktheit ist nur gespielt:
Später müssen die drei Physiker zumindest gegenüber ihren Mitbewohnern zugeben, dass sie nicht wirklich verrückt sind. Newton heißt eigentlich Alec Jasper Kilton und ist Agent, genauso Einstein, der im in Wirklichkeit Joseph Eisler heißt. Beide sind hinter den Arbeiten von Möbius her, der sich ins Irrenhaus zurückgezogen hat, um ungestört forschen zu können - vergeblich. Jeder der beiden Agenten, sie vertreten die beiden großen Machtblöcke jener Zeit, USA und Sowjetunion, will Möbius' Forschungsergebnisse für sein Land beanspruchen. Beinahe kommt es zum tödlichen Kampf, er wird jedoch von den inzwischen eingestellten Bewachern der drei vereitelt. Zudem hat Möbius seine Aufzeichnungen bereits zuvor vernichtet, jedoch vergeblich.
Fräulein von Zahnd, die Besitzerin des Irrenhauses, hat nämlich sämtliche Aufzeichnungen bereits davor kopiert und so für sich erhalten können. So schlägt sie daraus riesige Gewinne. Sie ist die einzig tatsächlich verrückte Person im Haus und bedenkt nicht, welche großen Gefahren in den Technologien liegen, Technologien, die die ganze Menschheit vernichten könnten.
Die drei Physiker dagegen sitzen weiterhin im Sanatorium fest, der verrückten Ärztin auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Sie gibt auch zu, dass sie die Krankenschwestern, die die wahre Identität der Physiker entdeckt hatten, mit Absicht auf sie gehetzt hat, so dass sie sterben mussten.
Meinung des Verfassers dieser Inhaltsangabe:
In diesem Stück warnt Dürrenmatt eindringlich vor den vielen Gefahren, die von moderner Forschung ausgehen können. Damals gerade aktuell war natürlich die Kernphysik, mit deren Hilfe man gigantische Bomben bauen kann, die die ganze Menschheit vernichten könnten. Dazu kamen noch die zwei großen Machtblöcke, die USA und die UDSSR, die sich beide in einem nicht enden wollenden Rüstungswettlauf ständig überboten und immer gefährliche Waffen konstruierten.
Auch wenn die Sowjetunion inzwischen zerfallen ist, ist das Werk immer noch hochaktuell. Gerade die ungeordnete, schwer durchschaubare Macht hat immens an Bedeutung gewonnen, wie man z.B. an den Anschlägen vom 11. September sehen kann. Von ihnen geht natürlich eine besonders große Gefahr aus, wo es auch sehr gefährlich wäre, würde einer solchen Terrororganisation tatsächlich z.B. eine Atombombe in die Hände fallen. Wir können nur hoffen, dass die Menschheit sobald als möglich intelligenter wird und einsieht, dass Handlungen, die zur eigenen Vernichtung führen könnten, besser unerlassen werden sollten. Es ist daher auch Aufgabe jedes Einzelnen, seinen kleinen Teil dazu beizutragen.
Abschließend kann man behaupten, dass Wissen sicher nicht immer Macht ist, sondern auch sehr negativ sein kann. Auch heute noch ist es wichtiger denn je, dass Forscher Verantwortung für ihre Entdeckungen übernehmen und von vornherein mögliche Missbrauchsmöglichkeiten in ihrer Überlegungen einbeziehen müssen.