Inhaltsangabe "Frühlings Erwachen" von Frank Wedekind

Neue zusätzliche Vorbemerkung

Nachdem im Gästebuch (der alten Website) immer wieder die Geschichte auftaucht war, ich hätte diese Inhaltsangabe vom entsprechenden Artikel in der deutschen Wikipedia abgeschrieben, dazu ein kleiner Vorschlag: Wer diesen Verdacht hat, möge doch bitte einmal die Versionsgeschichte dieses Artikels aufrufen und dann die hier veröffentlichte Variante mit jener vergleichen, die am 5. Juli 2004 in die Wikipedia gestellt wurde. Vielleicht klärt sich ja dann auf, in welche Richtung hier der Text geflossen ist, und man darf auch raten, wer das damals gemacht hat...

Vorbemerkung

Diese Inhaltsangabe entspricht im Wesentlichen jener, die ich für die Schule geschrieben habe. Lediglich die eigene Meinung ist leicht verändert. Ins Web gestellt habe ich sie deshalb, weil ich einst bei zusätzlichen "Recherchen" für diese Inhaltsangabe nur sehr schlechte Informationen gefunden habe, daher hier diese längere Inhaltsangabe. Die eigentliche Zusammenfassung ist aufgegliedert in die 3 Akte des Stückes, die Geschehnisse der einzelnen Szenen sind zusammenfassend untergebracht.

Einleitung

In seinem 1891 erschienenem Drama "Frühlings Erwachen", dessen Untertitel "Eine Kindertragödie" lautet, hat Frank Wedekind die schlechte Situation der heranwachsenden Jugendlichen in dieser Epoche, vor allem in Bezug auf Sexualität, geschildert. Einst aufgrund seiner angeblichen Obszönität verboten bzw. zensuriert, ist es heutzutage im Lehrplan der Oberstufe festgelegt. Das lässt hoffen, dass sich die Werte inzwischen zum Besseren verschoben haben.

Wichtige Personen

Melchior Gabor: Ein relativ intelligenter und vor allem aufgeklärter Gymnasiast mit einer für diese Zeit sehr liberalen Mutter, doch gerade sein fortschrittliches Denken bereitet ihm später Probleme

Moritz Stiefel: Freund von Melchior, hat in der Schule eher schlechte Leistungen und muss von Melchior unterstützt werden, ist kaum aufgeklärt

Wendla Bergmann:Ein neugieriges und wissbegieriges vierzehnjähriges Mädchen mit einer für die damalige Zeit üblichen Mutter. Sie wurde nie aufgeklärt, glaubte bis zu ihrem 14. Lebensjahr an den Storch und hat auch danach völlig falsche Vorstellungen vom Sexualität und Kinderkriegen, was ihr später zum Verhängnis wird

1. Akt

Zu Beginn unterhält sich Wendla Bergmann mit ihrer konservativen Mutter über die Wahl des richtigen Kleides. Die Mutter will, dass ihre Tochter ein neues Kleid anzieht, das sie gerade genäht hat, Wendla dagegen hätte lieber weiterhin das alte, ihr besser gefallende Kleidungsstück. In der nächsten Szene diskutieren Melchior Gabor und sein Freund Moritz Stiefel über ihre Zukunft, über ihre möglichen Kinder und deren Erziehung und vor allem auch über Sexualität und männliche Regungen. Moritz stellt sich als ziemlich unaufgeklärt heraus, so hat er z.B. seine ersten "männlichen Regungen" für krankhaft und schlecht gehalten. Sie einigen sich darauf, dass Melchior für Moritz schriftliches und bildliches Material über die Fortpflanzung anfertigt und es diesem am nächsten Tag währen des Turnunterrichts zukommen lässt, sodass Moritz es später in aller Ruhe studieren kann. Wendla sowie ihre Freundinnen Thea und Martha reden über Melchior, Bekleidung und andere eher nebensächliche Dinge. Martha gibt an, dass sie des öfteren von ihren Eltern geschlagen wir, während Wendla davon verschont bleibt. Dann allerdings wechseln sie das Thema, sie unterhalten sich über die Möglichkeit, Kinder zu bekommen, sind sich über dessen wahre Ursache aber im Unklaren. In der Parkanlage vor dem Gymnasium dreht sich das Gespräch zwischen Melchior und weiteren Schülern vor allem um Moritz, der gefährdet ist, diese Jahr nicht aufzusteigen. Schließlich taucht Moritz auf und berichtet, dass er sich in das Konferenzzimmer geschlichen und dort in den Unterlagen festgestellt habe, dass er doch die Klasse wechseln darf. In der 5. und letzten Szene des 1. Aktes treffen sich Wendla, die eigentlich auf Suche nach Waldmeister für ihre Mutter ist, und Melchior im Wald. Sie lagern sich unter einer Eiche und unterhalten sich. Schließlich fordert sie ihn auf, sie zu schlagen, weil sie das bisher nur vom Erzählen der anderen her kannte und es selbst erleben wolle. Nach langem Zögern verprügelt Melchior sie, worauf sie zu weinen und schreien beginnt. Auch Melchior ist voller Kummer angesichts seiner Tat und verschwindet.

2. Akt

Abends treffen sich Melchior und Moritz in Melchiors Studierzimmer. Sie unterhalten sich, unter anderem berichtet Moritz von einem Märchen einer "Königin ohne Kopf", was bereits auf eine spätere Handlung anspielt. Melchiors Mutter bringt den beiden Tee, den man ansonsten nur Erwachsenen angeboten hat. Auch sonst verhält sie sich liberal gegenüber ihrem Sohn und Moritz. Unterdessen wird Wendla, deren Schwester Ina soeben ein Kind bekommen hat, von ihrer Mutter "aufgeklärt". Allerdings erzählt sie nur von großer Liebe und der Tatsache, dass man verheiratet sein muss. Auch Hänschen Rilow, eine Nebenperson der Handlung, ist auf der Suche nach sexuellen Regungen. Er betrachtet eine Nachbildung der Venus von Palma und macht sich umfangreiche Gedanken. Sehr kurz, aber wichtig ist die 4. Szene: Melchior und Wendla treffen sich auf einem Heuboden und haben sexuellen Kontakt. Die unzureichend aufgeklärte Wendla ist sich der Folgen ihres Handelns aber nicht bewusst. Erst im Nachhinein ist sie sehr verzweifelt und sucht nach Ausreden. Melchiors Mutter schreibt einen Brief an Moritz, indem sie begründet, warum sie ihm das von ihm gewünschte Geld für die Flucht nach Amerika nicht zukommen lassen kann. Moritz fasst einen andern Plan: seinen Selbstmord. Er erkennt allerdings, dass er sterben wird, ohne das Menschlichste kennen gelernt zu haben, "in Ägypten gewesen zu sein und die Pyramiden nicht gesehen zu haben", wie er es sinngemäß formuliert. Auch die "kopflose Königin" taucht wieder in seinen Gedanken auf. Er trifft während eines Spaziergangs auch Ilse, die für Maler Modell steht - In der damaligen Zeit beinahe gleichzusetzen mit Prostitution. Sie berichtet von ihren Erlebnissen mit den verschiedenen Malern und Fotografen. Nachdem sie weggegangen ist, zieht er sich ins Ufergebüsch eines Flüssleins zurück. Dort verbrennt er den Brief von Melchiors Mutter, anschließend erschießt er sich mit einer Pistole.

3. Akt

Die Professoren der Schule mit bewusst so eigenartigen Namen wie (Rektor) Sonnenstich, Fliegentod, Knochenbruch oder Knüppeldick wollen eigentlich schulische Themen und den Selbstmord von Moritz besprechen, gleiten aber in eine völlig sinnlose Diskussion über das Öffnen der Fenster ab. Schließlich holen sie Melchior zu sich und beschuldigen ihn, das er am Tode seines Freundes schuld sei, vor allem deshalb, weil das "Der Beischlaf" betitelte Werk gefunden worden ist, dass Melchior für Moritz angefertigt hatte. Es wird als extrem obszön und unsittlich angesehen. Melchior wird mit immer neuen Anschuldigungen belegt und bekommt keine Gelegenheit, etwas zu seiner Verteidigung zu sagen. Moritz Stiefel wird unter Anwesenheit von Vater, weiteren Verwandten sowie Lehrern und Schülern durch Pastor Kahlbauch unter strömendem Regen auf dem Friedhof beigesetzt. Der Vater streitet gar ab, dass der so "unsittliche" Junge überhaupt von ihm sei. Auch die Lehrer verachten den Toten. Lediglich die Schüler reden über die Umstände des Todes, ohne ihn schlecht zu machen. Nachdem die anderen weg sind, erscheinen die Mädchen Martha und Ilse. Ilse ist im Besitz der verschollen geglaubten Pistole, da sie den Schuss gehört und die Pistole des Toten an sich genommen hatte. In der nächsten Szene diskutieren Melchiors Eltern über die Vorfälle. Während die Mutter vorhin noch einsieht, dass man nur einen Sündenbock gebraucht hat, der nun eben Melchior ist, wird ihre Meinung durch ihren Mann beeinflusst und gewandelt. Anfangs völlig dagegen, ist sie schließlich dafür, Melchior in eine so genannte Korrektionsanstalt zu bringen, wo er wieder "sittlich" werden solle. In der Korrektionsanstalt angekommen, findet Melchior einige "Miteinsitzer", mit denen er sich allerdings nicht anfreunden kann. Er schmiedet bereits die ersten Fluchtpläne. Schließlich gelingt die Flucht tatsächlich, auch wenn er verfolgt wird und sich vor seinen Verfolgern verbergen muss. Bei Wendla Bergmann dagegen wird durch Medizinalrat Dr. Brausepulver die Bleichsucht diagnostiziert, auch wenn sie in Wirklichkeit schwanger ist. Selbst ihre Mutter will ihr die bewusst falsche Diagnose einreden, bis sie die Wahrheit nicht mehr leugnen kann. Allerdings macht sie Wendla für diese Tatsache verantwortlich, obwohl es eigentlich die Schuld der Mutter ist, die ihre Tochter nie richtig aufgeklärt hat. Schließlich soll das Kind abgetrieben werden, wobei Wendla verstirbt. Selbst auf dem Grabstein steht jedoch "Gestorben an der Bleichsucht".

Die entscheidende Szene schließlich ist die 7. und letzte Szene des 3. Aktes: Der immer noch verfolgte Melchior schleicht sich auf den Friedhof, um das Grab von Wendla zu besuchen. Er gibt fälschlicherweise sich selbst die Schuld an Wendlas Tod, will wieder verschwinden. Doch es passiert etwas völlig Unerwartetes: Der tote und bereits verwesende Moritz, der sich den Kopf heruntergeschossen hatte, taucht aus seinem Grab auf. Er hält seinen Kopf unter dem Arm. Moritz will auch den verzweifelten Melchior dazu bringen, zu sterben und zu ihm zu kommen, was ihm beinahe gelingt. Er redet den Tod schön, erzählt von der Unbeschwertheit, der Weisheit als Toter, um Melchior zu überzeugen. Schließlich taucht ein vermummter Herr auf, der Moritz vorerst für minderwertig und nicht urteilsfähig hält. Er deckt ihn schließlich als Schwindler auf, dem es im Tod doch nicht so gut geht, wie er angibt, um Melchior zu überzeugen. Die Identität des Herrn hingegen bleibt weiterhin unklar. Er kann im Gespräch auch Melchior dazu bewegen, weiterleben zu wollen, und bietet ihm an, die Welt durch ihn kennen zu lernen. Moritz ist enttäuscht, dass der vermummte Herr nicht auch ihm, wo er sich jetzt in einer so schlechten Situation befindet, die Augen geöffnet habe, als er den Suizid plante. Doch der Herr entgegnet, dass er von Moritz gar nicht bemerkt worden ist. Schließlich verabschieden sich der Herr und Melchior von Moritz, der wieder in sein Grab zurück geht.

Meinung des Verfassers dieser Inhaltsangabe

Für die damalige Zeit und Gesellschaft muss dieses Stück echt revolutionär gewesen sein. Gerade etwas derartig Natürliches wie Sexualität war damals, unter anderem bedingt durch den großen Einfluss der Kirchen, ein absolutes Tabuthema, wenn, dann nur verheiratet und alleinig zum Zwecke der Zeugung von Kindern, keinesfalls aber als Lust. Kein Wunder, dass es verboten wurde: Zensur ist meist geheime Empfehlung... Auch wenn die Verhältnisse bezüglich Aufklärung und Situation von Jugendlichen heute viel besser sind, ist das Werk immer noch aktuell, eben auf andere Zustände bezogen. Etwas verwirrend waren allerdings die teilweise recht altmodischen Formulierungen und Vergleiche, was einem bei einem Alter von über 110 Jahren aber nicht wundern darf. (Wenn in hundert Jahren irgend jemand diese Inhaltsangabe liest, wird er wohl auch erkennen, dass die Sprache ein wenig anders als die Alltagssprache seiner Zeit ist). Dass viele Handlungen (z.B. Wendlas Tod) nur angedeutet wurden bzw. erst im Nachhinein erklärt werden, verwirrt nur beim ersten Mal bzw. wenn man den Zusammenhang noch nicht richtig kennt. Insgesamt ein gutes und nachdenklich stimmendes Werk. Immerhin haben sich derartig sinnlose wie die damaligen "sittlichen" Normen nicht erhalten können, was nicht heißt, dass es keine anderen Probleme geben würde...